In einem Webinar der Grünen des Bayerischen Landtags am 25.10.2021 referierte u.a. Alan Kuperman, Professor für Public Affairs an der University in Texas, zu den Umrüstungsbemühungen des FRM II. Deren Ziel ist es, Brennstoffe mit niedriger angereichertem Uran sowie ein entsprechendes Kernmodell zu entwickeln und den FRM II entsprechend umzurüsten. Die Aussagen des amerikanischen Politologen bedürfen jedoch einer Einordnung und Richtigstellung. Der FRM II hatte Veröffentlichungen sowie Informationen zu den Umrüstungsanstrengungen mit Prof. Kuperman geteilt, sodass dieser gut über die tatsächlichen Fakten informiert ist. Das Webinar stellte allerdings sehr einseitig die Ideologie der Veranstalter dar. Dabei missachtete es nicht nur Fakten, sondern vor allem auch elementare demokratische Spielregeln, nämlich insbesondere die, beiden Seiten Gehör zu verschaffen. Nur so kann die ungefilterte Verbreitung von Falschinformationen eingedämmt werden.
Forschung gemeinsam mit europäischen und US-Neutronenquellen
Seit der Betriebsgenehmigung (3. Teilerrichtungsgenehmigung, 02.05.2003) hat der FRM II die Entwicklung hochdichter Uranbrennstoffe zu dessen Umstellung mit hohem personellen und finanziellen Aufwand betrieben. Schon seit diesem Zeitpunkt forscht der FRM II hieran gemeinsam mit den europäischen Hochleistungsneutronenquellen in Frankreich, Belgien und dem europäischen Brennelementhersteller, welche sich zu dem HERACLES Konsortium zusammengeschlossen haben. Diese Forschung und Entwicklung geschieht auch in enger Zusammenarbeit und Informationsaustausch mit gleichen Bemühungen der US-amerikanischen Betreiber von Neutronenquellen.
Auch Änderungen der Geometrie des Reaktorkerns berücksichtigt
Mit heutigem Stand der internationalen Forschung und Entwicklung ist eben noch kein geeigneter Brennstoff für die Umrüstung der europäischen sowie amerikanischen Hochleistungsforschungsreaktoren qualifiziert, jedoch ist die Qualifizierung für gleich drei verschiedene Brennstoffvarianten in naher Aussicht. Parallel dazu entwickelt die TUM verschiedene Kernentwürfe, welche zusammen mit den neuen Brennstoffen niedrigere Anreicherungen erlauben. Selbstverständlich betrachtet die TUM hier, wie andere Forschungsneutronenquellen, auch Änderungen der Geometrie des Reaktorkerns, jedoch unter der notwendigen Randbedingung der Kompatibilität mit dem jetzigen Brennelement. Ähnliche technische Bedingungen wie der FRM II für eine Umrüstung haben die beiden Geschwister-Neutronenquellen HFIR (Oakridge, USA) und HFR (ILL, Frankreich). Die zeitliche Umrüstungsperspektive dieser drei Reaktoren ist völlig vergleichbar.
Strenge Überwachung
Die einfache Gegenüberstellung eines Brennelements aus dem FRM II und Kernwaffen ist wissenschaftlich nicht haltbar. Laut der IAEA-Richtlinie für waffenfähiges Uran ist hochreines, metallisches Uran mit einer Dichte von mehr als 19 g/cm³ notwendig. Für die Gewinnung kernwaffenfähigen Materials aus frischen oder abgebrannten Brennelementen sind komplexe physikalische und chemische Verfahren notwendig, die nur in großtechnischen Anlagen möglich sind. Die frischen und abgebrannten Brennelemente des FRM II sind somit in ihrer vorliegenden Form weder technisch noch gemäß international anerkannter Definition waffenfähig.
Selbstverständlich wird der FRM II gemäß den Erfordernissen seiner Betriebsgenehmigung betrieben, was die bayerischen und bundesdeutschen Aufsichtsbehörden sowie die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) und Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO) kontinuierlich überwachen. Der FRM II arbeitet mit Hochdruck an der Umrüstung auf einen Brennstoff mit niedrigerer Anreicherung. Der Betrieb des FRM II ist sicher und im Einklang mit internationalem Recht.
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Fragen und Antworten zur Umrüstung