Dr. Ingo Neuhaus, der sich das Übungsszenario mit seinen Brandschutzbeauftragten Attila Bancsov und Manfred Danner sowie seinem Fachbereichsleiter für Reaktorweiterentwicklung Dr. Anton Kastenmüller ausgedacht hatte und gleichzeitig den zu rettenden Verletzten spielte, sagt: „Wir sind doppelt zufrieden: Zum einen ist es uns gelungen, die TUM-Werkfeuerwehr trotz der vorher angekündigten Übung zu überraschen, und zum anderen ist die Übung gut gelaufen.“
Auch die Feuerwehren sind mit dem Ablauf der Übung zufrieden. „Die Zusammenarbeit mit den Freiwilligen Kräften hat gut funktioniert“, sagt der Leiter der TUM-Werkfeuerwehr, Brandoberamtsrat Kurt Franz. Er hatte die Einsatzleitung über die zehn TUM-Feuerwehrkräfte und die 78 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren, die alarmiert worden waren. „Wir waren tatsächlich überrascht und hatten nicht damit gerechnet, dass man sich gleich zwei Brandorte ausgedacht hatte.“ Kreisbrandmeister Joachim Gragert, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren, betont, dass seine Kollegen neben der Zusammenarbeit mit der Werkfeuerwehr auch Ortskunde an der Forschungs-Neutronenquelle erwerben wollten. „Für uns war es wichtig, dass wir sehen konnten, wie der Gebäudefunk im FRM II funktioniert“, sagt Gragert.
Eine der Lehren, die die Feuerwehren aus der Übung ziehen, betrifft auch den Funkverkehr: Man möchte zukünftig den Funk außerhalb und innerhalb des Gebäudes auf zwei Kanäle trennen, damit die Kräfte noch besser miteinander kommunizieren können.
Das Szenario, das allen beteiligten Feuerwehren unbekannt war, sah einen fingierten Kurzschluss bei Wartungsarbeiten an einer der Primärpumpen im Kühlkreislauf vor. Dieser Kurzschluss führte an zwei verschiedenen Orten zu Kabelbränden: Zum einen in der Primärzelle in der Reaktorhalle, in der als Verletzter Dr. Ingo Neuhaus mit gebrochenem Fuß lag, und zum anderen in einem Elektroschaltraum im Keller des Zugangsgebäudes. Mit Rauchmaschinen simulierte man den Kabelbrand an den beiden Brandorten, sodass nach wenigen Sekunden die Rauchmelder in der Reaktorhalle bzw. im Schaltraum die Werkfeuerwehr der TUM alarmierten. Fünf Minuten später kam die Werkfeuerwehr auf das Gelände des FRM II und rückte mit zwei Trupps zu den beiden Brandorten vor. Wenig später alarmierte der TUM-Einsatzleiter Kurt Franz die Freiwilligen Feuerwehren zur Verstärkung.
Gemeinsam gelang des den Kräften, die Brände zu löschen und den Verletzten aus der Primärzelle zu retten. Weil jeder, der den FRM II betritt, sich mit seinem Geländeausweis in den verschiedenen Bereichen einbuchen muss, kann genau bilanziert werden, wie viele Personen sich wo in der Neutronenquelle aufhalten. So war schnell klar, dass es einen „Vermissten“ gibt. Der Ort, an dem der Verletzte gestürzt war und sich vorgeblich den Fuß gebrochen hatte, war besonders schwierig gewählt: Dr. Neuhaus lag in etwa sechs Metern Tiefe auf einem Gitterrost. Schnell kam die TUM-Feuerwehr auf die Idee, den Kran in der Reaktorhalle zur Rettung des Verletzten zu aktivieren. Ein Kranfahrer aus dem Schichtpersonal der Neutronenquelle wurde rekrutiert, Dr. Neuhaus dann mit einem Dreieckstuch aus der Tiefe gezogen. Der Feuerwehr-Rettungstrupp von der Garchinger Freiwilligen Feuerwehr übergab den Verletzten auf einem Tragetuch an einen zweiten Trupp, der außerhalb des Kontrollbereichs wartete und Dr. Neuhaus die Treppen hinunter trug.
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