Am 22.April 2005 erhielt die Forschungsneutronenquelle Heinz Meier-Leibnitz (FRM II) die behördliche Zustimmung zu ihrem Routinebetrieb. Vorrausgegangen war der erfolgreiche Abschluss der Nuklearen Inbetriebsetzung der Anlage im Jahre 2004 verbunden mit umfangreicher Dokumentation sowie Bewertung durch Gutachter und Behörden. Damit konnte das nächste Brennelement eingesetzt und die wissenschaftliche und kommerzielle Nutzung planbar und im vollen Umfange fortgeführt werden.
Kurz nach Beginn des Routinebetriebs, am 25.4.2005, schied der Generalunternehmer Siemens/Framatome als Genehmigungsmitinhaber aus und die TUM übernahm somit den Betrieb des FRM II in voller Eigenverantwortlichkeit. Anfang Mai wurde mit dem zweiten Brennelement die Nominalleistung von 20 MW erreicht. Insgesamt gelang es, die geplanten drei vollen Reaktorzyklen im Jahr 2005 zu fahren. Die jeweils 52 Tage bei Nominalleistung wurden nur kurzzeitig unterbrochen u.a. durch zwei starke Gewitter mit Ausfall des Netzstromes im Raum Garching, wobei die Anlage bestimmungsgemäß abschaltete. In der geplanten langen Wartungspause nach dem 3. Zyklus fanden umfangreiche Prüfprogramme, Wartungen sowie technische Anpassungen statt. Danach konnte der FRM II wieder planmäßig in betrieb genommen werden. Am Ende des Jahres 2005 wurde noch das 5. Brennelement einsetzt, um so den folgenden Reaktorzyklus (Zyklus Nr. 5) für 2006 vorzubereiten.
Die an den Experimentierplätzen gemessenen Werte für die Neutronenflussdichte erfüllten mehr als die Erwartungen. Die Neutronenstrahlen aus der Kalte Neutronenquelle wurden genau vermessen und liefern die weltweit höchsten Intensitäten für die wissenschaftlichen Instrumente. Ende 2005 waren 14 Strahlrohrexperimente im Nutzerbetrieb. Für 2006 ist die Inbetriebnahme von 5 weiteren Instrumenten geplant. Für die ersten beiden Auswahlverfahren für die wissenschaftliche Messzeit im Jahre 2005 wurden 278 Messvorschläge eingereicht bei einer mittleren Überbuchung um den Faktor zwei. 32% der Messvorschläge sind von außer-deutschen Labors eingereicht worden.
Die pneumatisch betrieben Kapselbestrahlungsanlagen und die Siliziumdotierungsanlage mittels Neutroneneinfang im Reaktorbecken wurden in Betrieb genommen. Diese Bestrahlungsanlagen zeichnen sich durch einen rein thermischen Neutronenfluss aus. Schnelle Neutronen werden je nach Bestrahlungsposition um Faktoren 103 bis 105 unterdrückt. Die Siliziumdotierungsanlage wird nun routinemäßig mit großen Siliziumeinkristallen – 20 cm Durchmesser, 50 cm Höhe - beschickt und zeigt die erforderliche Dotierungshomogenität für die industrielle Verwendung. Ferner wurde industrielle Strahlzeit für Radiographie und die Messung innerer Spannung verkauft. Das industrielle Anwenderzentrum innerhalb der Umzäunung des FRM II wurde im laufenden Jahre fertiggestellt und der erste Mieter auf dem Gebiet der Radiopharmazie ist in einen der kombinierten Büro- und Laborraumtrakte eingezogen.
Im Juni 2005 begannen die Bauarbeiten für ein Experimentier- und Bürogebäude östlich des FRM II’s, nachdem die Stadt Garching dieses Vorhaben befürwortet und am 01.12.2004 dem Bauantrag zugestimmt hat. Dieses Gebäude wird die Büro und Laborräume der Außenstation des Forschungszentrums Jülich aufnehmen. Dezember 2006 sollen die ersten Mitarbeiter des FZ-Jülich dort einziehen. Zu einem späteren Zeitpunkt und nach entsprechender Antragstellung soll die Halle als Experimentierhalle für Teilchenstrahlen aus dem FRM- II genutzt werden.
Der Tag der Offenen Tür am 22.10.2005 war wie immer ein großer Erfolg. Alle Führungen am FRM II waren ausgebucht und ca. 500 Besucher konnten sich in der Forschungsanlage über Technik und Wissenschaft informieren.
Am 31.12.2005 gab der erste Technische Direktor des FRM II, Prof. Dr. Klaus Schreckenbach, sein Amt an seinen Nachfolger Herrn Dr. Ingo Neuhaus ab. In die Amtszeit von Klaus Schreckenbach fielen die entscheidende Phase der Betriebsgenehmigung und die Inbetriebsetzung des FRM II. Ingo Neuhaus bringt die einschlägige Erfahrung von seiner früheren Tätigkeit als Betriebsleiter des DIDO Forschungsreaktors des Forschungszentrums Jülich mit.
Klaus Schreckenbach Winfried Petry Guido Engelke