"Lieber Herr Dr. Axmann, liebe Frau Axmann, Magnifizenz, sehr verehrte Freunde und Weggefährten von Herrn Axmann, verehrte Mitarbeiter am FRM-II. Herr Dr. Axmann hat gerade seinen 65sten Geburtstag gefeiert und wir treffen uns heute hier, um Herrn Axmann Ende April in den Ruhestand zu verabschieden." So begann Prof. Winfried Petry seine Rede in der Mensa der TU in Garching.
Dr. Anton Axmann ist am 1. Juni 1995 als Projektleiter des FRM-II Bau nach Garching gekommen. Der Anstoß zu seiner Einstellung kam von Herrn Prof Wolfgang Gläser. Axmann war sicherlich prädestiniert für diese Aufgabe, sagte Petry, war er es doch, der den vorläufig letzten Forschungsreaktorbau in Deutschland, nämlich den Umbau des Berliner Forschungsreaktors im Hahn-Meitner-Institut, geleitet hat und diesen 1993 erfolgreich in Betrieb nahm.
Zum Zeitpunkt seiner Einstellung war der Antrag zur 1. Teilerrichtung (1. TG) des FRM-II bereits bei den bayerischen Genehmigungsbehörden eingereicht; der Wissenschaftsrat hatte grünes Licht zur Finanzierung des FRM-II über die Hochschulbaufinanzierung gegeben und der Auftrag zum Bau an die Firma Siemens war vergeben. Nur eines fehlte, die 1. TG. Diese ließ jedoch nicht mehr lange auf sich warten: Im Frühling 1996 war es soweit. Wie es seiner zupackenden Art entspreche, so Prof. Petry, hatte Axmann zu diesem Zeitpunkt bereits seine ersten deutlichen Spuren im Projekt hinterlassen. Die kalte Quelle musste mehr ,,Saft" bekommen und schnell hatte er Prof. Böning und Dr. Gobrecht vorgerechnet, dass diese noch näher an den Kern heran kann, um einen noch höheren kalten Neutronenfluss zu produzieren. Das "Geschäft" mit der kalten Neutronenquelle hatte er übrigens bei Prof. Dachs in Berlin gelernt. Die Nützlichkeit einer heißen Quelle war zunächst intern umstritten. Axmann bezog hier klar Stellung zu Gunsten der heißen Quelle, um so eine breite Nutzung des FRM II zu gewährleisten.
Als Siemens mit dem Bau 1996 begann und Tag und Nacht die Betonlaster auf der Baustelle vorfuhren, war es keineswegs so, dass die Einbauten des FRM-II bereits endgültig definiert waren. Sicherlich nicht immer zur Freude des Generalunternehmers, dafür aber um so mehr zur Freude der zukünftigen Nutzer des FRM-II konnte Axmann bis 1998 die endgültige Definition der Strahlrohre offen halten. Zu guter letzt hat Axmann noch ein Loch mehr in den Reaktor hineinbetonieren lassen, nämlich das durchgehende Strahlrohr zur Erzeugung von neutronenreichen Spaltprodukten bzw. Radioisotopenstrahlen mittlerer Masse. "Wer weiß, vielleicht bekommt der FRM-II doch noch einen Nobelpreis für die Erzeugung der schwersten Elemente, diese können nämlich demnächst dank dieses Strahlrohrs in weltweit einzigartiger Qualität erzeugt werden", fuhr Petry fort.
Bereits 1997 sprach die Genehmigungsbehörde die 2. TG aus. Sicherlich ging dies so schnell, dank der effizient geführten Diskussion von Dr. Axmann mit der Reaktorsicherheits-Kommission (RSK) und der Bayerischen Genehmigungsbehörde.
1998 brachte den Wechsel zur rot-grünen Bundesregierung und einhergehend die politische Forderung nach Umrüstung des FRM-II auf niedrig angereichertes Uran (LEU). Mehrmals fuhr eine Münchner Delegation unter Leitung von Staatsminister Zehetmair zur Diskussion nach Bonn. Dort zerlegte Dr. Axmann gemeinsam mit Prof. Böning fein säuberlich die nicht immer wissenschaftlich korrekten Argumente der vermeintlichen amerikanischen Freunde zur möglichen Umrüstung. Das Ergebnis ist bekannt, auch die Bundesregierung musste die Unmöglichkeit der Umrüstung auf LEU einsehen.
Diese Auseinandersetzung war übrigens das deutliche Zeichen, dass dem FRM-II ein rauer Wind von Seiten der Bundesregierung entgegenwehte, die fast 1 ¼jährige Befassung der RSK und SSK (Strahlenschutz-Kommission) mit dem Entwurf der 3. TG ein weiteres. Mit großer Geduld beantworteten Dr. Axmann und seine Mitarbeiter die schier endlos nachgeschobenen Fragen beider Kommissionen, um letztlich im September und Dezember 2001 von beiden Kommissionen die Genehmigungsfähigkeit des FRM-II bescheinigt zu bekommen. Doch bis heute setzt sich der Aufsicht führende Umweltminister des Bundes über die Fachkompetenz seiner eigenen Gremien hinweg und verweigert die 3. TG.
"Schade, eigentlich haben sich alle hier vor Ort gespurtet, um noch mit Ihnen, lieber Herr Axmann, Ihr letztes und sicherlich gewaltigstes Werk in Betrieb zu nehmen. Der FRM-II ist fertig für die nukleare Inbetriebnahme, und dies sicherlich dank Ihrer tatkräftigen und erfahrenen Projektleitung," Das bestimmt schönste Abschiedsgeschenk könne man ihm leider erst nach Eintritt des Ruhestandes überreichen - die Inbetriebnahme des FRM-II. sagte Prof. Petry und schloß mit den Worten: "Ein herzliches Dankeschön, daß Sie ein entscheidendes Stück mit uns gemeinsam den manchmal mühseligen, in der Richtung aber stets klaren Weg, zur Errichtung der modernsten Neutronenquelle gegangen sind."