Zum ersten Mal wurde ein Treffen außerhalb der normalen Konferenz-Serien für Neutronen-Bildgebung abgehalten, das so viel Interesse und Teilnehmer anzog.
Während dreieinhalb Tagen tauschten etwa 40 führende Experten aus neun Ländern ihr Wissen über zwei vielversprechende Themen aus: Energieabhängige Neutronen-Bildgebung mit kalten Neutronen und der Fortschritt in der Bildgebung mit schnellen Neutronen. Ein neues Konferenzformat wurde zum ersten Mal erfolgreich angewandt: Die Zahl der Vorträge war stark begrenzt, doch für jeden Vortrag stand viel Zeit für lebhafte Diskussionen zur Verfügung.
Die Forschungsneutronenquelle "Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)" der Technischen Universität München war aufgrund der dort vorhandenen Erfahrung in beiden Fachgebieten mit ihren Anlagen ANTARES (cold neutron imaging) und NECTAR (fast neutron imaging) als Austragungsort gewählt worden. Diese Veranstaltung wurde vom europäischen Netzwerk NMI3 unterstützt. (http://neutron.neutron-eu.net/n_nmi3).
Während der Veranstaltung wurde es offensichtlich, daß die neue Herangehensweise, Transmissionsmessungen mit schmalen Energiebändern des verwendeten Neutronenspektrums durchzuführen, ein völlig neues Gebiet der Materialforschung und Materialcharakterisierung mit kalten Neutronen eröffnen wird. Die Anzahl der für solche Untersuchungen verfügbaren Anlagen ist derzeit stark begrenzt (etwa fünf weltweit). Daher gaben die vorgestellten Resultate gerade einen ersten Blick auf die künftigen Perspektiven der Methode frei.
Es wurde gezeigt, daß das Streuverhalten der meisten metallischen Werkstoffe für kalte Neutronen durch Bragg-Kanten in den Wirkungsquerschnitt-Daten für Beugung an den Kristallgittern der Mikro-Kristallite charakterisiert wird. Abhängig von der Neutronen-Wellenlänge und den Materialeigenschaften können entweder Strukturparameter des Materials aus den Transmissionsdaten abgeleitet werden, oder lokale Texturen können in hoher Auflösung visualisiert werden. Erste eindrucksvolle Resultate solcher bildgebenden Untersuchungen wurden gezeigt.
Diese Resultate haben direkten Einfluß auf die Entscheidungen, mit der Installation von neuen Strahlplätzen für Neutronenbildgebung an den entstehenden neuen SpallationsNeutronenquellen (ISIS-TS2, SNS, J-PARC, ESS-S) voranzuschreiten. Die Pulsstruktur an diesen starken Neutronenquellen ist sehr vielversprechend für energieabhängige Bildgebung unter Verwendung der Flugzeitmethode (TOF), mit hoher Leistung in Bezug auf Energieauflösung und Pulsintensität. Die intensiven Pulse können auch für stroboskopische Bildgebung schneller Prozesse verwendet werden.
Im Moment befinden sich alle vier Spallationsquellen in verschiedenen Stadien der Überlegung bezüglich der Installation von bildgebenden Anlagen.
An der ISIS-Target Station 2 (TS2) ist ein Projekt namens IMAT für Materialforschungsanwendung im Gange als Erweiterung und Ergänzung zu den Aktivitäten bei ENGINE-X. Ziel ist ein Aufbau, der die Fähigkeit zur Bildgebung mit einem Streuinstrument für Textur- und Stressanalyse kombiniert.
Die SNS ist auf gutem Wege, bald die Leistung von ISIS zu erreichen und zu übertreffen. Daher wird ein scharfer Wettbewerb um die noch freien Strahlplätze an dieser Quelle erwartet.
Eine Bewerbung für solch einen Strahlplatz mit einem „Letter of Intent" muß beim Treffen des Scientific Committee im Oktober 2008 eingereicht werden. Es wurde eine Kombination mit einem Streuinstrument angedacht, zum Beispiel einer miniaturisierten SANS-Anlage, was den wissenschaftlichen Wert des Proposals steigern würde.
J-PARC wird den Betrieb während des Jahres 2008 aufnehmen und den Nutzerbetrieb zum Jahresende beginnen. Das Proposalsystem wird im Sommer 2008 eröffnet. Ein vielseitiger Teststrahlplatz wird zu Beginn des Nutzerbetriebs fertiggestellt sein, der schon fast alle notwendigen Einrichtungen für Neutronenbildgebung enthält. Testmessungen für Neutronenbildgebung werden bald nach der Betriebsaufnahme durchgeführt werden, um eine Voraussage über die Leistungsfähigkeit einer künftigen speziellen Anlage für Bildgebung treffen zu können, und um die Planungen mit realistischen Messdaten zu untermauern.
Die ESS-S wird (wenn sie beschlossen wird) eine enge Verknüpfung mit der Industrie haben, bei der Neutronenbildgebung eine wichtige Rolle spielen wird. Obwohl es noch zu früh für konkrete Planungen für solch eine Installation ist, kann die ESS-S aus dem Fortschritt und den Erfahrungen an den anderen oben erwähnten Quellen Nutzen ziehen.
Neben diesen sehr wichtigen Überlegungen über die künftigen Fähigkeiten in der Bildgebung bei gepulsten Neutronenquellen wurden auch weitere interessante Resultate in der Neutronenbildgebung vorgestellt. Insbesondere waren dies Ergebnisse über Bildgebung mit polarisierten Neutronen zur Bestimmung von magnetischen Feldern und Strukturen, Phasenkontrastbildgebung, neue Aufbauten für Forschung an Brennstoffzellen und Möglichkeiten für hochauflösende Neutronenbilddetektoren. Es wurde auch deutlich, dass bildgebende und Streumethoden in künftigen Experimenten mehr und mehr integriert und kombiniert werden werden.
Das Treffen wurde mit der expliziten Absicht der Teilnehmer beendet, die neuen Herangehensweisen und Diskussionen in einem Nachfolgetreffen (NEUWAVE 2) fortzusetzen, das an einer der Stätten von gepulsten Neutronenquellen abgehalten werden soll. Die endgültige Entscheidung zu Ort, Zeit und Inhalt wird spätestens beim ITMNR-6-Meeting in Kobe (Japan) im September 2008 getroffen werden (http://www.org.kobe-u.ac.jp/itmnr-6/).