Die CO2-Elektrolyse verspricht schädliches CO2 mit Hilfe erneuerbarer Energie in nutzbare Chemikalien wie Kohlenstoffmonoxid (CO) oder Ethylenglykol umzuwandeln. Diese können wiederum als Ausgangschemikalie für Alkohole, synthetische Kraftstoffe oder Kunststoffe dienen und sind damit der Schlüssel zur „De-Fossilisierung“ der Chemieindustrie.
Ablagerungen bremsen Effizienz
In der CO2-Elektrolyse werden analog zur Wasser-Elektrolyse, also der Wasserstoff-Herstellung, an zwei durch eine Membran getrennten Elektroden elektrochemische Reaktionen betrieben. Dadurch wandelt sich kontinuierlich CO2 in CO um. Die Entwicklung kann sich daher auf Vorerfahrungen mit der Wasser-Elektrolyse und mit der Brennstoffzelle stützen – also der Rückverstromung des Wasserstoffs z.B. im Antrieb eines LKW. Denn die Kathoden-Elektrode ist ähnlich wie in der Brennstoffzelle als sogenannte Gas-Diffusions-Elektrode ausgelegt. Anders als in der Brennstoffzelle jedoch kann bei der CO2-Elektrolyse die Gas-Diffusion durch Salzbildung behindert werden. Diese Salze entstehen als ungewünschtes Nebenprodukt und verhindern, dass das CO2 zum Katalysator gelangt und in CO umgewandelt wird. Diese Salzbildung war bereits bekannt, jedoch wurde sie bisher noch nicht im Betrieb in der Zelle nachgewiesen.
Neutronen machen Salze erstmals sichtbar
In einer Kooperation mit der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz der Technischen Universität München (TUM), dem CNRS und Institut Laue-Langevin in Grenoble konnte die Forschungsgruppe „Elektrochemische Energiesysteme” der Universität Freiburg, nun erstmals hochauflösend zeigen, wie die Salzbildung in der Elektrode stattfindet. Damit sind nun weitere Schritte möglich, um die Salzbildung zu unterbinden und so eine konstante hohe Effizienz zu erreichen.
Internationale Kooperation
Die im Journal Nature Communications erschienenen Studie kann als Paradebeispiel für europäische interdisziplinäre Zusammenarbeit gesehen werden: Während die elektrochemischen Experimente an der Universität Freiburg entwickelt wurden, steuerten Wissenschaftler der TUM einen Neutronen-Detektor mit Rekord-Auflösung bei. Schließlich wurden in Grenoble alle Bausteine zusammengesetzt, denn dort wurden an der ILL-Neutronenquelle die CO2-Elektrolyse-Experimente aufgebaut und mit dem Münchner Detektor vermessen.
Originaltext: Universität Freiburg
Originalpublikation:
Joey Disch, Luca Bohn, Susanne Koch, Michael Schulz, Yiyong Han, Alessandro Tengattini, Lukas Helfen, Matthias Breitwieser, Severin Vierrath
High-resolution neutron imaging of salt precipitation and water transport in zero-gap CO2 electrolysis
Nature Communications 13, 6099 (2022) https://doi.org/10.1038/s41467-022-33694-y
Kontakt
Dr. Severin Vierrath
Leiter der Junior Research Group „Elektrochemische Energiesysteme”
IMTEK – Institut für Mikrosystemtechnik
Universität Freiburg
FIT – Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien
Universität Freiburg
Telefon: +49 761 203 54060
Email: severin.vierrath(at)imtek.uni-freiburg.de
Web : www.ees-lab.org
Dr. Michael Schulz
Head of Neutron Imaging Group
Technical University of Munich
Forschungs-Neutronenquelle
Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)
Lichtenbergstr. 1
85748 Garching
Germany
Tel.: +49 (0)89 289-14718
Email: michael.schulz(at)frm2.tum.de